11/06/2022

Ätherische Öle für Dummies – Teil 1

Der botanische Name

Die Aroma-Profis kaufen nach dem botanischen Namen, so habe ich das mal vor über 23 Jahren gelernt.

Mittlerweile weiß das jeder Anbieter ebenso und schreibt halt mal einen botanischen Namen drauf. Und das muss nicht die Pflanze sein, die sich auch im Fläschchen befindet. Der botanische Name ist wirklich sehr dehnungsfähig, vor allem, wenn er deklariert wird und sich auch gar nichts Botanisches in der Flasche befindet.

Was zu meiner Ausbildungszeit noch dazu führte, wirklich Vertrauen und Glauben in den Hersteller zu haben, bekommst Du heute die Wirklichkeit recht schnell mit dem Sicherheitsdatenblatt geliefert.

Das Sicherheitsdatenblatt

Das Sicherheitsdatenblatt muss jeder Anbieter von ätherischen Ölen in der europäischen Union nachweisen, egal, unter welcher gesetzlicher Regelung (Bedarfsgegenstand, Kosmetikverordnung, Lebensmittelrecht) der Duft in Verkehr gebracht wurde.

Darin werden ebenso die 26 allergenen Duftstoffe erfasst, die nach europäischer Kosmetikverordnung aufgelistet werden müssen. Ebenso benötigen die Sicherheitsbewertungen alle Hersteller, die aus den ätherischen Ölen weitere Produkte herstellen, wie z.B. Kosmetikprodukte, Lufterfrischer, Saunadüfte usw. Das betrifft nicht nur 100 % naturreine ätherische Öle, sondern auch die rein synthetischen Dufterlebnisse, wie z.B. Waschmittel oder Duftkerzen. Der ganze Vorgang fällt unter die gesetzlichen Dokumentationspflichten der jeweiligen Rechtsgrundlagen von REACH - Chemikalienverordnung (Bedarfsgegenstand), europäischer Kosmetikverordnung und dem Lebensmittelrecht.

Für uns interessant ist hier die CAS-Nummer

Denn unter der CAS-Nummer ist genau erfasst, was sich im Fläschchen befindet. Für jedes genuine ätherische Öl, wie auch für jeden synthetischen Stoff gibt es eine CAS-Nummer. Die CAS-Nummern lassen sich problemlos in Eurer Lieblings-Suchmaschine abrufen.

Und hier unterscheiden wir nun verschiedene Formen des Inhaltes:

1) Glückwunsch, wenn die Bezeichnung auf der Flasche mit der CAS-Nummer übereinstimmt.

2) Die CAS-Nummer ergibt was anderes als draufsteht.

Es steht z.B. Zitronenverbene auf dem Etikett und die CAS-Nummer ergibt Lemongrass. Ja, sowas kommt vor. Hier finden sich auch die berühmten Verfälschungen von Melisse auf dem Etikett und die CAS-Nummer von Cymbopogon winterianus (Citronella – die Sorte winterianus gilt als minderwertig).

3) Es sind auf einmal zwei oder mehr CAS-Nummern aufgelistet.

Wusstet Ihr, dass ein Melissenöl, auch aus Zitronenöl und Cymbopogon winterianus bestehen kann? Spannend wird es auch beim Lavendelöl, das auf einmal aus unterschiedlichen Substanzen besteht.

Denn in Abschnitt 3 des Sicherheitsdatenblattes ist aufgelistet in Prozentzahl und Reihenfolge, wieviel genuines Lavendel- und Lavandinöl enthalten ist, ebenso wie viele Zusatzstoffe, wie z.B. synthetisches Linalool zugesetzt wurde.

Ein Sandelholzöl kann auch mal aus verschiedenen chemischen Substanzen, mit etwas Vetiver- und Juniperus virginiana-Öl bestehen, und zwar so ganz ohne Sandelholz- oder der bekannten Verfälschung Amyrisöl.

4) Keine der CAS-Nummer verweist auf was Botanisches

Dann ist auch nichts Botanisches drin. In Abschnitt 3 sind dann die CAS-Nummern der chemischen Bestandteile erfasst, die sich im Fläschchen befinden. Ebenso schaut dann mal nach Abschnitt 9 (Physikalische und chemische Eigenschaften), da stehen dann keine Angaben.

Das Sicherheitsdatenblatt bekommt Ihr auf Anfrage bei Eurem Anbieter für ätherische Öle. Manche fragen Euch auch gleich nach der Chargennummer auf dem Fläschchen – dazu später mehr.

Und an die gläubigen Leser unter uns, die der Meinung sind, dass die Anbieter mit den gefährlichen Gefahrzeichen auf dem Etikett keine gute Qualität hätten – die haben Eure Anbieter auch und sind im Abschnitt 2 des Sicherheitsdatenblattes aufgelistet.

Dein Anbieter möchte das Sicherheitsdatenblatt nicht rausrücken? Das ist jetzt aber blöd. Denn hier dürft Ihr dann treuherzig Euren Anbietern Glauben schenken – nur Glauben ist nicht Wissen! Also wenn Anbieter das Sicherheitsdatenblatt verweigern, haben diese ganz bestimmt ihre triftigen Gründe dafür und möchten halt nicht für Transparenz sorgen, was genau im Fläschchen drin ist. Hier zählt allein der Glaube der Kunden und das Marketing an das Produkt und dessen Wirksamkeit.

Die CAS-Nummer gibt also Auskunft darüber, was sich im Fläschchen befindet. Allerdings sagt das noch lange nichts über die Qualität des Inhaltes aus!

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