25/06/2022

Ätherische Öle für Dummies – Teil 3 - Der Anbau

Wie wurde die Pflanze angebaut?

Wir unterscheiden hier nur drei Arten: Wildsammlung, konventioneller Anbau und kontrolliert-biologischer Anbau.

Die Wildsammlung

Da wird halt mal was wild gesammelt.

Nein, so einfach ist es nun doch nicht. Es gibt Pflanzen, die werden immer seltener, z.B. Weihrauch und Myrrhe. Das wächst nicht in Plantagen, keine Chance. Es gibt bei Weihrauch und Myrrhe auch keine Bio-Qualität, selbst wenn das auf dem Etikett vermerkt ist. Hier hilft dann nur nachfragen, beim Hersteller, wie das funktioniert und wer hier und warum bio zertifiziert! Ein Hersteller hatte vor Jahren mal eine bio-Weihrauchqualität, weil die Weihrauchbäume in einer sehr „reinen Gegend“, also ohne Umweltverschmutzungen, gewachsen sind. Dennoch bleibt es Augenwischerei, da die Pflanzen nun mal wild wachsen und eben nichts gehegt und gepflegt wird. Hier wird nichts aufgeforstet und was weg ist oder stirbt, ist halt nicht mehr da und kommt auch nicht wieder.

Warum gibt es keine Weihrauch- und Myrrhenplantagen?

Ich habe vor vielen Jahren eine Myrrhe bei Daniel Rühlemann (www.kraeuter-und-duftpflanzen.de) erworben und es sind tatsächlich zwei kleine Pflänzchen aus den Samen gewachsen. Die sind nun 3 und 5 Jahre alt und stehen ca. 12 cm über dem Topfboden und der Mutterpflanze sieht man seit Jahren nicht an, dass sie ein großartiges Wachstum hingelegt hätte. Das ist der Grund, warum es hier keine Plantagen gibt – es wächst zu langsam.

Alles, was für die Harzgewinnung falsch geschnitten, zu viel geschnitten, zu viel Harz geerntet wird – trägt dazu bei, dass Weihrauch und Myrrhe in Zukunft seltener angeboten werden. Es ist die bewusste Ressourcenvernichtung für die momentane schnelle Kasse und den Duft-Hype – zu Lasten nachfolgender Generationen!

Die Narde

Ein weiterer Duftkandidat ist die Narde, die wegen der Wurzelgewinnung komplett der Natur entnommen wird. Nardenpflanzen gibt es bei uns seit Jahren keine mehr, sondern nur noch Produkte davon, wie das ätherische Nardenöl oder Wurzelpulver für ayurvedische Produkte. Die Narde steht seit Jahren auf der Liste des Washingtoner Artenschutzabkommen, die Ausfuhr der Pflanze ist verboten und es darf nur noch mit Produkten aus der Pflanze gehandelt werden. Wer als Hersteller also Nardenöl in den Handel bringt oder Kosmetikprodukte daraus herstellt, benötigt eine Cites-Bescheinigung für die Einfuhr des Nardenöles.

Das Rosenholz

Dann gibt es die Regenwaldpflanzen, wie das wunderbare Rosenholzöl, das einfach illegal kostengünstig aus dem Urwald geschlagen wird. Das Rosenholz gehört ebenso zu den Pflanzen, für deren Handel Hersteller eine Cites-Bescheinigung benötigen. Ein großer MLM-Anbieter wurde 2017 rechtskräftig verurteilt, weil es diesem einfach egal war, woher sein Rosenholzöl stammt. Denn je größer das Unternehmen, desto schneller kommt der Wendepunkt – woher das Pflanzenmaterial für einen unendlichen Wachstumsmarkt stammt: Gilt ab jetzt die Devise mach Geld, mach mehr Geld und noch mehr Geld – egal, woher der Pflanzenrohstoff kommt oder handelt man hier mit Wertschätzung und Achtsamkeit auch für nachfolgende Generationen? Ja, keine Ressourcenvernichtung an Pflanzenrohstoffen geht vor allem zu Letzterem – weniger Geld in der Kasse.

Im Falle des MLM-Anbieters wurde die Geldstrafe wohl aus der Portokasse bezahlt, die Marketingmaßnahmen wurden nochmals verbessert und die Rosenholzbäume? Die waren halt einfach weg. Diese Vorgehensweise schadet nicht nur der Nachhaltigkeit mit immer weniger Ressourcen, sondern auch den wenigen guten Plantagen, die hier aufforsten, versuchen einen kostbaren Pflanzenrohstoff nachhaltig verfügbar zu machen und die wirtschaftlich mit fairen Löhnen nicht mithalten können.

Denn das ist eine andere Seite im Business Ätherische Öle. Der Aufbau von Plantagen ist langwierig, schwierig, kostenintensiv und der Raubbau für so manche Hersteller einfach günstiger. So geht das Tag für Tag weiter, bis halt irgendwann die Ressourcen erschöpft sind. Für kommende Generationen gibt es diesen Duft dann nicht mehr.

Sandra Ananda berichtete vor kurzem, dass sich das Business Ätherische Öle wohl in den nächsten Jahr verdoppeln bis verdreifachen wird. Hurra – nur woher kommen die Pflanzen? Denn im Gegenzug zur Gewinnmaximierung werden sich die Anbauflächen nicht verdoppeln, bzw. verdreifachen! Mehr dazu hier: https://aromaananda.de/aetherische-oele-aromatherapie-nachhaltigkeit/

Den Schaden erleben vor allem die Gemeinschaften an Menschen, die direkt im Ursprungsland die Pflanzen der Natur entnehmen oder falsch behandeln und wegen der schnellen Kasse oder in Abhängigkeit an Hersteller verkaufen. Ihnen wird direkt die Lebensgrundlage auf lange Sicht entzogen, wenn hier kein Umdenken stattfindet.

Genau aus diesem Grund gehört die Wildsammlung auf das Etikett.

Jeder Kunde sollte ebenso wissen, aus welchem Ursprungsland die Pflanze der Natur entnommen wurde. Vor allem sollten wir uns fragen, wie geht der Hersteller damit um? Kaufen wir bei einem Anbieter, den diese Thematik so gar nicht interessiert und der auch kein Interesse hat, seine Kunden darüber zu informieren? Oder kaufen wir bei einem Anbieter, der hier Projekte fördert, damit die Pflanze eben nicht knapp wird oder vielleicht auf bestimmte Düfte verzichtet?

Ein kleiner Lichtblick ist hier die Arbeit der FairWild Foundation, die bei der Wildsammlung von Pflanzenrohstoffen zertifiziert. Es geht um nichts Geringeres als die Lebensgrundlagen der Pflanzen und Sammler zu sichern. Einen Einblick in die Arbeit von FairWild gibt es hier: https://www.wwf.de/themen-projekte/weitere-artenschutzthemen/medizin-aus-der-natur/fairwild-heilpflanzen-vor-dem-aussterben-schuetzen

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