16/07/2022

Ätherische Öle für Dummies – Teil 4

Der Pflanzenteil

Eigentlich einfach – der Pflanzenteil, der für die Gewinnung des ätherischen Öles verwendet wird.

Das können nun Blätter, Blüten, Wurzeln, Samen, Holz, Grashalme, Früchte oder Harze sein. So weit, so gut.

Es gibt allerdings auch Pflanzen, wo aus unterschiedlichen Pflanzenteilen verschiedene ätherische Öle gewonnen werden. Während sich die Blüten von den Blättern, wie bei der Bitterorange (Neroli und Petit Grain) oder der Magnolienblüte und den -blättern olfaktorisch leicht unterscheiden können, sieht es bei anderen Pflanzen komplett anders aus.

Der Koriander ist so ein Kandidat. Hier wird das Kraut destilliert, wie auch die Samen der Pflanze. Allerdings gibt es dabei gravierende Unterschiede in der biochemischen Ausrichtung im ätherischen Öl:

Krautdestillation von Koriander

95 % Aldehyde, die sehr hautreizend und aufmöbelnd wirken

Samendestillation von Koriander

80 % Monoterpenole, die sehr hautfreundlich und entspannend sind

Die Nelke ist auch so ein Klassiker. Aus der Knospe – die Nelkenknospe, den Blättern – die Nelkenblätter und anschließend lassen sich auch die Stiele destillieren. Wobei ich bisher noch nie eine Analyse der Nelkenstiel-Destillation gesehen habe, nur gelesen im Buch von Reinhold Carle – Ätherische Öle – Anspruch und Wirklichkeit, dass das Nelkenstielöl, die minderwertigste Sorte ätherisches Öl produziert. Der Unterschied der hautreizenden Phenole ist hier nicht so wild, bei der Nelkenknospe 80 % Eugenol und bei den Nelkenblättern 90 % Eugenol.

Ebenso beim Zimt, wo wir eine Blattdestillation und eine Rindendestillation haben. Die Zimtblätter wirken mit einem 80 %igen Eugenolanteil, wesentlich milder als das Zimtrindenöl mit 70 % Zimtaldehyd.

Es ist also unglaublich blöd, wenn der destillierte Pflanzenteil nicht auf dem Etikett vermerkt ist. Also der Hersteller, der weiß auf jeden Fall, was im Fläschchen sich befindet, nur der Anwender, der sich das Öl dann auf die Haut aufbringt oder innerlich einnimmt, halt nicht. Das Anwendungsproblem liegt hier komplett beim unwissenden Kunden.

Deswegen gilt, wenn es auf dem Etikett der Pflanzenteil nicht vermerkt ist: Glauben ist nicht Wissen!

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