Keltischer Jahreskreis - Sommersonnenwende - Ein Sommernachtstraum

Sieht man Geister auf und ab,sieht am Kirchhofszaun sie lauern.Und wir Elfen, die mit TanzHekates Gespann umhüpfenUnd, gescheucht vom Sonnenglanz,Träumen gleich, ins Dunkel schlüpfen.

Puck, fünfter Aufzug, 1 Szene aus "Der Sommernachtstraum" von Shakespeare

Sommersonnenwende - die kürzeste Nacht und der längste Tag des Jahres. Danach werden die Tage wieder kürzer und das Rad der Zeit geht langsam wieder auf den Winter zu. In vielen antiken Kulturen und alten vergangenen Welten war die Sonne der Mittelpunkt des Lebens. Ihr Lauf durch Tag, Monat und Jahr lässt alles in ihrem Rhythmus erscheinen. Gerade auf unserer nördlichen Halbkugel ist dieser Sonnenumlauf besonders prägend. So haben wir große Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte und den Zeitspannen, die wir Frühling, Sommer, Herbst und Winter nennen.

Unsere Vorfahren, die Kelten, kannten unseren Kalender noch nicht. Sie orientierten sich am Mondrhythmus und den Sonnenwenden. Ihre Feste, wie Samain (Allerheiligen, Halloween), die Wintersonnenwende und die Rauhnächte, Beltane (1. Mai) und natürlich die Sommersonnenwende werden heute wieder neu entdeckt. So leben viele alte Bräuche und vergessene Traditionen wieder auf und wir besinnen uns auf unsere kulturellen Wurzeln. Dabei entdecken wir auch den Rhythmus der Jahreszeiten und viele Pflanzen und Düfte, die uns durch den Sonnenlauf begleiten und diesen begreifbar werden lassen.

Viele der keltischen Brauchtümer und Feste leben in der christlichen Religion versteckt weiter. Denn in früheren Zeiten konnte die Kirche die Menschen nicht davon abhalten, ihre heidnischen Feste und Brauchtümer zugunsten des christlichen Glaubens aufzugeben. So wurden sie in den christlichen Glauben integriert und bekamen die Namen von Heiligen. Anstatt der großen Göttin wurde eben Maria oder andere Heilige verehrt.

Das Fest der Sommersonnenwende wurde bei den Kelten, genauso wie die Wintersonnenwende, zwölf Tage und Nächte lang gefeiert. Am 21. Juni, der Tag an dem die Sonne ihren höchsten Stand hat, wurde die Verbindung des Lichts mit der Erde gefeiert. Da es im Zuge der Christianisierung nicht gelang die Sonnenwendfeiern zu verbieten, wurde das Fest kalendarisch auf den 24. Juni festgelegt und dieser Tag wurde Johannes dem Täufer geweiht. Daher nennt man die Sonnenwendkräuter auch Johanniskräuter.

In dieser Zeit sind wir der Anderswelt sehr nahe, einer Zeit, in der sich uns das Reich der Elfen, Feen und Devas erschließen kann. Denn es sind die Nahtstellen im Jahr, wo Unsichtbares sichtbar werden kann. Selbst Shakespeare hat den längsten Tag des Jahres in seinem Stück "Ein Sommernachtstraum" aufgegriffen und lässt die Welt der Elfen und Devas mit der Welt der Menschen verschmelzen.

Die Sonnenwendfeuer

Es ist die Zeit der Sonnenwendfeuer, die die Kraft der Sonne symbolisieren. In vielen ländlichen Gemeinden haben sich diese Bräuche über Jahrhunderte hinweg bis heute erhalten. Auch der Brauch neunerlei verschiedenes Holz für das Feuer zu sammeln stammt aus dieser Zeit. Dem Licht, der Wärme und der Kraft des Feuers sprach man reinigende, fruchtbarkeitsspendende und göttliche Eigenschaften zu. Darum fanden der großen Göttin zu Ehren Feuerläufe statt, es wurden Feuerräder von Hügeln gerollt und ein Höhepunkt war der Sprung durch das Feuer. Man glaubte, wer über das Feuer sprang, der konnte sich von allem Dunklen und allen Krankheiten befreien. In das Feuer gab man getrockneten Beifuss, um die große Göttin zu bitten, persönlich anwesend zu sein.

Die keltischen Pflanzen der Sommersonnenwende

Die Bärlappsporen - auch unter Hexenmehl bekannt

Die Druiden, die die heiligen Sonnenfeuer entzündeten, konnten das Feuer beschwören, in dem sie helle Blitze und Stichflammen erzeugten. Für diesen Zauber gebrauchten sie den Sporenstaub des Bärlapp (Lycopodium clavatum), denn dieser ist sehr leicht entzündlich. Da den christlichen Klerikern dieser Staub unheimlich war, nannten sie ihn "Hexenmehl". Aber den Kelten war diese Pflanze heilig und so schrieb Plinius über sein besonderes Sammelritual: Es wurde von den Druiden barfuß, in ungesäumte weiße Gewänder gekleidet, in einer Neumondnacht beschworen, Brot und Met geopfert und dann mit der linken Hand gepflückt.

Der erste Kräuterbuschen im Jahr

Auch die ersten Kräuterbuschen aus Johanniskräutern wurden gesammelt. Denn die Wärme und das Licht der Sommersonnenwende lässt ganz besondere Heilkräuter heranwachsen, wie z.B. das Johanniskraut, die Kamille oder das Arnika. Aber die Ursprünge des Kräutersammelns reichen weit zurück in die keltische Zeit, bevor die christliche Missionierung das Brauchtum der weisen Frauen und Schamanen unter ihre Führung stellte. Dafür ist Maria-Himmelfahrt, der 15. August, der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres, da die Heilpflanzen, die während dieser Zeitspanne gesammelt werden, alle anderen Kräuter an Kraft übertreffen - mit Ausnahme der Johanniskräuter, die zur Sommersonnenwende gepflückt werden.

Der Holunder

Der Holunder (Sambucus nigra) gehört zu den mythischen keltischen Pflanzen. Es war der Haus- und magische Schutzbaum, der in früheren Zeiten in jedem Hof zu finden war. Man glaubte, dass in ihm ein guter Schutzgeist innewohnte. Ehrfurchtsvoll verneigten sich die Bauern vor ihm und niemand wagte es diese Pflanze zu fällen oder in seinem Wuchs zurechtzuschneiden. Nach einem deutschen Volksspruch soll der Wanderer “vor dem Wacholder das Knie beugen und vor dem Holunder seinen Hut ziehen”, darin drückt sich die Bedeutung der Pflanze aus. Denn man glaubte, dass der Holunderbusch negative Energien bannt.

Er ist auch die “Märchenpflanze der Frau Holle”. Sie ist die Verkörperung der keltischen Todesgöttin, die eine dunkle und eine helle Seite hat. Wer sie dunkel wahrnimmt, der ist vom Pech verfolgt oder dem Tode verfallen und wer sie von ihrer hellen Seite wahrnimmt, der erfährt Glück, Schutz und Geborgenheit. So hat sie in vielen Legenden, Sagen und Märchen ihren Platz, das bekannteste ist übrigens “Frau Holle” von den Brüder Grimm. Im Grunde wacht sie im Kreislauf von Tod und Wiedergeburt über diejenigen, die gestorben und zurück auf dem Weg ins Leben sind. Die Kelten verehrten die dunkle Mutter auch als die Göttin, die das Leben bringt. Und gerade zu diesen Zeiten waren Geburt und Tod eng miteinander verknüpft. So lassen sich auch seine vielen volkstümlichen Namen erklären, wie Holler, Hollerbusch oder Frau Ellhorn.

Dabei darf man auch getrost in die Schwarz-weiß-Malerei verfallen. Denn die weißen Holunderblüten verkörpern ihre Lichtgestalt. Die weise Frau, die Güte, Erkenntnis und Weisheit ausstrahlt. Während die reifen schwarzen Beeren die Perchta verkörpern, die z.B. in den Rauhnächten mit Odin, der mit seinen im Krieg gefallenen Helden übers Land brauste und in alle Häuser und Ställe eindrang, wenn die Türen und Fenster nicht verschlossen sind. Aber ursprünglich war die wilde Jagd nicht das Symbol für Angst und Schrecken, sondern für Fruchtbarkeit und Wachstum. Es war die Zeit der magischen Augenblicke, in denen man verborgene Schätze finden oder in die Anderswelt übertreten konnte.

Das Johanniskraut

Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eine der heiligen Pflanzen der Kelten und gehört ebenso zu den Sonnenwendkräutern. Mit ihm wurden die Altäre geschmückt und beim Tanz um das Sonnwendfeuer trug man Johanniskrautkränze als Zeichen der Verbundenheit mit den Kräften des Lichtes.

Im Johanniskraut sahen die Kelten die eingefangene Kraft der Sonne und der Fünfstern der Blüten erinnerte sie an das heilige Symbol der Druiden, den Fünfstern. Die Christen sahen in seinen Merkmalen die fünf Wundmale des Herrn und die “durchstochenen” Blütenblätter symbolisierten die Wunden der Märtyrer.

Das Johanniskraut oder auch Hartheu genannt, ist eine magische Pflanze für Wetterangelegenheiten. Damit haben die alten Kräuterweiblein Wetterzauber betrieben. Die schwarzen Wolken und Gewitter wurden so weggeräuchert und die Sonne kam wieder hervor. Auch das Gemüt von uns Menschen schwankt mit dem Wetter und wenn die Sonne wieder mal für Tage fehlt, können wir unser eigenes seelisches “Wetter” bestimmen und mit Johanniskraut räuchern.

Der Beifuß

Gerade der Beifuß spielte im Feuerzauber eine sehr große Rolle. Denn beim Sprung durch das Feuer trug man einen Gürtel, der aus Beifußruten gebunden war - der sogenannte "Sonnenwendgürtel". Zurück geht dieser Gürtel auf den Zaubergürtel Megingjardr den Thor, der germanische Donnergott, von den Zwergen bekommen hatte. Mit diesem Gürtel aus Beifuß konnte er seine Kraft verdoppeln, nicht nur Kraft, um seine gefährlichen Reisen und Kämpfe zu bestehen, sondern auch seine erotische Kraft. Und wer sich so stärken wollte, musste sich einen Beifußgürtel binden, aber seine besondere Kraft funktionierte nur, wenn der Gürtel am Tag der Sommersonnenwende gebunden wurde.

Aber nicht nur zur Sommersonnenwende, sondern auch zur Wintersonnenwende war der Beifuss (Artemisia vulgaris) eine sakrale Pflanze. Die zwölf Rauhnächte galten wie die zwölf Mittsommernächte als magische Zeiten, in denen die Geisterwelt in die Welt der Menschen hereinbricht. Mit ihm wurde während dieser magischen Nächte in Haus und Stall geräuchert.

Rituell wird der Beifuß in der gesamten alten Welt, von der Atlantikküste bis ins Reich der aufgehenden Sonne, ähnlich verwendet werden. Mit ihm wird geräuchert, geheilt, der Mut der Krieger beschworen, Donnergötter verehrt, heilige Gegenstände geweiht, Besen gefertigt, um damit sakrale Orte zu fegen, und als Schutz vor Dämonen. Im ganzen Mittelmeerraum war in der Antike die Pflanze der Göttin Artemis geweiht, daher der Gattungsname Artemisia. Sie ist die Herrin der wilden Tiere, die ungebundene Jägerin, die jenseits der schützenden Mauern der Zivilisation in der Wildnis ihr Unwesen treibt. Außerdem ist sie die Schutzgöttin der Geburt und der Hebammen. Noch heute versuchen Hebammen mit einer Beifußzigarre, die am Fuß einer Schwangeren angelegt wird, ein Kind in die richtige Geburtsposition zu bringen.

Für die germanischen Stämme galt der Beifuß wohl als die mächtigste aller Pflanzen. Die Kelten nannten den Beifuß “Bricumum” (keltisch briga, brigo = Macht, Kraft). Als Mugwurz oder Machtwurz war er der Göttin Brigit, der Machtvollen, geweiht. Eine dermaßen wichtige Pflanze wurde mit einem besonderen Ritual gesammelt. Marcellus Empiricus berichtet, dass die Gallier die Machtwurz in sakraler Nacktheit vor Sonnenaufgang angingen und das Kraut mit der linken Hand brachen.

Das Propolis

Räucherzutaten liefert nicht nur die Pflanzenwelt, sondern auch Tiere. Die Bienen leben ganz im Rhythmus der Sonne und sind die Frühlingsboten die uns zeigen, dass der Winter jetzt vorbei ist. Denn nur wenn es warm ist schwärmen die Bienen aus und verwandeln Blütenpollen und Nektar in köstlichen Honig. Sein Duft hat schon immer Wärme, sonnige Gefühle und Geborgenheit ausgelöst. Aber auch in den Mythen und Legenden spielt der Honig eine große Rolle. So tauchte Amor seine goldenen Liebespfeile in Honig, um die Herzen der Menschen und Götter zu verführen. Zum Met gebraut, diente er als Inspiration und zur Kontaktaufnahme zu den Göttern.

Aber nicht nur der Honig zum Met brauen, sondern auch das Propolis, das Kittharz der Bienen, war ein bevorzugter Räucherstoff, wie der Honig selbst, mit dem man Räucherkugeln herstellte. Der Name Propolis stammt aus dem Griechischen und bedeutet “vor der Stadt”. Symbolisch meinte man damit die Wächter, die rechtzeitig warnen sollten, wenn ungebetene Gäste in die Stadt eindringen wollten. Der Name veranschaulicht sehr gut eine der Hauptwirkungen dieses Stoffes: Propolis verhindert, dass Krankheitserreger in den Bienenstock eindringen, die unter Umständen das gesamte Bienenvolk vernichten.

Der Bernstein

Der Bernstein ist das Gold des Nordens. Er entstand in der Zeit des Miozän, also vor rund 35 Millionen Jahren, als die Gebiete der Nord- und Ostsee mit sumpfigen Mischwäldern bedeckt waren. Es ist ein fossiles Harz, das aus den Verletzungen und dem Vermodern dieser Bäume stammt. Oftmals enthält er Einschlüsse von prähistorischen Pflanzen und Tieren. Das deutsche Wort Bernstein leitet sich von “Brennstein” ab, da Bernstein leicht entzündlich ist und gut und lange brennt.

Er wurde über die "Bernsteinstraße" in der Antike von der germanischen Ostseeküste nach Griechenland und Italien gebracht. Dabei wurde er hauptsächlich für Schutzamulette verwendet und selbst Plinius erwähnt in seinen Schriften, dass der Bernstein mit Gold gleichwertig und wertvoller als ein Menschenleben ist.

Die griechische Mythologie erzählt folgende Geschichte über die Entstehung des Bernsteins: Der Sonnengott Helios übergab seinem Sohn Phaéton die Zügel des Sonnenwagens. Aber Phaéton war seiner Aufgabe nicht gewachsen, mal fuhr er zu hoch über die Erde, so dass die Menschen froren, ein anderes Mal kam er der Erde zu nahe und die Felder verbrannten. Darüber war Zeus so erzürnt, dass er Phaéton mit einem Blitz erschlug und aus Trauer um ihren Bruder verwandelten sich seine Schwestern in Pappeln und ihre Tränen wurden zu Bernstein.

So verkörpert sich die Sommersonne in den unterschiedlichsten Pflanzen. Und in ihrem Licht und ihrer Wärme finden wir unsere Kräfte wieder und können die alten Sonnenmythen der Fruchtbarkeit, Lebensspenderin und Schöpfungsmythen begreifen und sie mit einer wundervollen Räucherung einfangen.

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